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Jama Michalika

Jama Michalika

Jama Michalika, Kraków
In der berühmten Krakauer Cafeteria und Konditorei, heute als „Jama Michalika” bekannt, fanden regelmäßig Kabarettvorstellungen statt, die die Krakauer Bohème bewunderte. Die Jama wurde 1895 von dem aus Lemberg zugezogenen Jan Apolinary Michalik als „Cukiernia Lwowska” an der ul. Floriańska eröffnet. Kurz darauf wurde sie zu einem beliebten Treffpunkt für Schriftsteller, Schauspieler, Maler und andere Schaffende. Der dunkle Innenraum ohne Fenster sicherte ihr den Namen „jama” (Höhle) und die oft armen Künstler beglichen nicht selten ihre Rechnungen, in dem sie die Cafeteria mit improvisierten Zeichnungen oder satirischen Gedichten verzierten. Hier wurden die Ideen des Jungen Polens geboren, hier verweilte der Hauptideologe der Strömung Stanisław Przybyszewski sowie die Poeten Lucjan Rydel und Kazimierz Przerwa-Tetmajer, als auch die Maler Stanisław Wyspiański, Włodzimierz Tetmajer, Józef Mehoffer, Leon Wyczółkowski und Jacek Malczewski.

Kurz darauf begann in der Jama das Kabarett und Theater Zielony Balonik seine Aktivität. Spöttische Texte und Lieder verhohnten nicht nur das konservative Bürgertum von Krakau, sondern auch die Aufgeblasenheit der Literatur des Jungen Polens mit ihrer neoromantischen Vision des Künstlers als Priester der Kunst. In der Cafeteria wurden die ebenfalls berühmten Satirekrippen aufgestellt, die die gegenwärtigen, galizischen Politiker verspotteten. Viele Texte verfasste der Vertreter eines anscheinlich sehr bedächtigen und geachteten Berufs – der Arzt Tadeusz Boy-Żeleński. Seine „Słówka” (Wörtchen), in Lemberg gesammelt und zum ersten Mal 1913 herausgebracht, sorgten für einen Skandal. Derweilen sorgte die Popularität des Kabaretts dafür, dass die Cafeteria um einen neuen Saal erweitert wurde, den Karol Frycz und Franciszek Mączyński im Sezessionsstil entwarfen. Sein wunderbares Inneres kann noch heute bewundert werden.

Leider überdauerte eine weitere Cafeteria aus der damaligen Zeit, die einst genauso unter der Bohème populär war, nicht: das „Paon” gegenüber des Słowacki-Theaters. Dort wurden berühmte Künstler des Jungen Polens ebenfalls oft gesehen, die auf speziell ausgehängten Leinentüchern viele Satirezeichnungen und possenhafte Gedichte hinterließen.

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