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Der Krieg mit den Augen der Soldaten

Der Krieg mit den Augen der Soldaten

Kuchnia polowa
Eine grundlegende Sache für das Militär war, ob in der Kaserne, oder bereits an der Front, die Verpflegung. Der „Dziennik Poznański” vom 27. März 1915 schrieb über die Versorgung der seinerzeit in den Karpaten kämpfenden Einheiten:
„Der Soldat erhält pro Tag folgende Dinge: 400g Fleisch, 700g Brot oder Zweiback, 30g Salz, ein halbes Gramm Pfeffer, 0,2 Liter Getränke, d.h. leichte ungarische oder tirolerische Weine [...]. Des Weiteren 0,2 Liter Essig, 5g Suppengrundstoff, 140g Gemüse, d.h. Reis, Erbsen oder Maisbrei, 92g Konservenkaffee sowie die, keinesfalls im geringsten Grade, begehrten 36g Pfeifentabak oder stattdessen 10 Zigaretten”.

Es kam jedoch vor, dass es den Soldaten an Grundlegendem fehlte. Sie mussten also verschiedene, aus heutiger Sicht meist merkwürdige, Mittel anwenden. Der „Dziennik Poznański” vom 24. September 1914 empfahl Familien, die ein Paket an die Front schicken wollten, Folgendes:
„Ich erinnere alle, die auf dem Schlachtfeld Verwandte haben und ihnen keine warmen Socken schicken können, daran, dass man sie durch Papiersocken ersetzen kann. Der Fuß, mit der angezogenen, normalen Socke, wird mit Papier umwickelt (am besten einer Zeitung) und der Stiefel angezogen. Dieses Mittel nutzten die Soldaten im französischen Krieg im Jahre 1870/71 [...]”.
Als Mittel gegen die die Soldaten quälenden Läuse wurden Ameisen vorgeschlagen. Der „Dziennik Poznański” vom 3. Juni 1917 schreibt:
„[...] am schnellsten und günstigsten kann man die Uniform und Unterwäsche von Läusen bereinigen, in dem man sie auf einen Ameisenhügel legt. [...] Die sorgfältigen Ameisen bekämpfen die Läuse schneller und genauer, als es mit anderen Mitteln möglich wäre. Die von Parasiten bereinigte Unterwäsche kann man in kaltem Wasser mit Seife waschen”.

Ein untrennbarer Bestandteil des Krieges ist der Tod. In den blutigen Schlachten an der Ostfront betteten sich die Toten sehr eng... Doktor Stefan Bogusławski, ein Arzt des Roten Kreuzes, schrieb:
„Stöhnen, Schreie, Flüche, abgerissene Worte... die Kugel, das Bajonett, der nahe Tod, die Spannung des Überlebensinstinkts zerplatzt wie eine Seifenblase. Das bis dahin paralysierte Gedächtnis lässt kinematografisch die Erinnerungen seit der frühesten Kindheit vor dem inneren und geistigen Auge ablaufen... dieses letzte Erinnerungsbild, bei dem der letzte Atemzug entwich und der kalte Tod kam, verzerrt das Gesicht zu einer Verwunderung, einem heiteren, wehmütigen Lächeln, zu Zorn, Kummer, Verzweiflung. Die Lippen formen sich still zum Aussprechen lieber, geliebter und uns liebender Namen”.

Die frontnahen Krankenhäuser platzten nach jedem Aufeinandertreffen aus allen Nähten. Doktor Bogusławski beschrieb die Kriegs- und Krankenhausrealität so:
„Sie bringen eine Fuhre Verwundeter - 200 Menschen [...]. All diese Soldaten sind schmutzig, verlaust, hungrig, übermenschlich müde, von zugematschten Mänteln bedeckt, mit schweren Kopfverletzungen, mit abgefrorenen Füßen, mit in Gipsverbänden zersplitterten Bein- oder Armknochen. Sie ähneln mehr dem Schatten eines Menschen, als dem Menschen selbst, sie werden ohnmächtig vor Erschöpfung und Schmerz – sie dürsten schnellstens nach Erholung in einem warmen, sauberen Bett und einer warmen Mahlzeit”.

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